Sozialphilosophie | Demokratiepraxis | Nothilfe

Ich forsche und schreibe über affektive Gewalt, transindividuellen Widerstand und (radikal)demokratische Körperpolitiken angesichts autoritärer Versuchungen. 2025 habe ich meine Promotion an der Goethe-Universität Frankfurt mit der Arbeit Radikale Demokratie und die Macht des Affektiven abgeschlossen. Zuvor habe ich in Frankfurt, Darmstadt, München, Toronto, Wien und New York Sozialphilosophie, Politische Theorie und französische Literatur studiert. Heute lebe und arbeite ich in Berlin.

Insbesondere beschäftige ich mich mit Figuren der affektiven Verhaftung und Heimsuchung (»Politische Depression«, »linke Melancholie«, »grausamer Optimismus«) und die politische Ökonomisierung damit verbundener Affektzustände durch regressive und faschistische Kräfte. Mir geht es dabei weniger um die Analyse individueller Dispositionen als um die Ausbildung und (Re)Produktion sozialer Strukturen, die unsere Imaginationsweisen und somatische Handlungsfähigkeit bedingen – zugleich aber auch Quelle für Transformation und geteiltes Aufbegehrens sind.

Neben der Academia habe ich die letzten 15 Jahre verschiedene zivilgesellschaftliche Projekte für demokratische Teilhabe, soziale Gerechtigkeit und öffentliche Grundversorgung initiiert und koordiniert. Im langen Sommer der Migration betreute ich die Spontanhilfe der Geflüchtetennotversorgung in München. Danach habe ich verschiedene Vereine und Initiativen mit aufgebaut und geleitet wie »Münchner Freiwillige – wir helfen«, »mehr als wählen«, das »Netzwerk Paulskirche« oder »Transnationale Demokratie«. Der Ausgangspunkt meines politischen Engagements ist es, Demokratie als Lebensform zu verstehen, die die Selbstwirksamkeit und Gestaltungskraft ihrer Subjekte (auch) jenseits des Parlaments ins Zentrum stellt.

Autoritäre und faschistische Kräfte bedrohen die Demokratie weltweit. Sie greifen auf herrschaftsförmige Affektpolitiken zurück, um Emotionen oder Gefühle strukturell für ihre Zwecke zu bewirtschaften.Die Demokratie steht so vor einer doppelten Aufgabe:
Sie muss sich dieser reaktionären Angriffe erwehren und zugleich selbst affektive Identifikationen befördern. Mit Rückgriff auf die Theorien von Claude Lefort, Cornelius Castoriadis, Jacques Rancière, Chantal Mouffe und Judith Butler zeigt Dominik Herold in seiner Studie erstmals systematisch auf, inwiefern Demokratie und Affektivität inhärent miteinander verzahnt und dauerhaft aufeinander angewiesen sind. Sein Vorschlag einer affektiven Demokratie verdeutlicht, dass das Affektive Medium von Herrschaft und Unterwerfung ist, aber immer auch zum Operator von Emanzipation und Transformation werden kann. Der Kampf um Demokratie lässt sich dann als ein Kampf verstehen, der mit Affekten um Affekte geführt wird – Demokratie als Lebensform affektiver Körper.

Das Buch erscheint am 26.02.2026.